Häusliche Krankenpflege
Behandlungspflege (§ 37 Abs. 2 SGB V)
Einige Leistungen im Bereich der häuslichen Pflege erfordern medizinisches Fachwissen. Sie dürfen daher nur von medizinischem Personal oder examinierten Pflegekräften durchgeführt werden. Diese Leistungen sind unter dem Begriff „Behandlungspflege“ zusammengefasst.
Definition: Was ist Behandlungspflege?
Die medizinische Behandlungspflege wird über ein Rezept vom Arzt verordnet und umfasst alle Tätigkeiten, die nur Fachkräfte aus der Gesundheits- und Altenpflege im häuslichen Umfeld der pflegebedürftigen Person durchführen. Darunter fallen beispielsweise Tätigkeiten wie die Wundversorgung, der Verbandwechsel, die Medikamentengabe, die Dekubitusbehandlung oder die Blutdruck- und Blutzuckermessung.
Arten und Dauer der Behandlungspflege
Die Behandlungspflege ist in der Regel zeitlich begrenzt. Die Erstverordnung Ihres Arztes gilt über einen Zeitraum von 14 Tagen. Die Geltungsdauer der Folgeverordnung hängt von Ihrem Gesundheitszustand nach den zwei Wochen ab und muss medizinisch begründet werden.
Wenn es absehbar ist, dass die medizinische Behandlungspflege länger als sechs Monate dauern wird, kann es für Sie notwendig sein, Leistungen aus der Pflegeversicherung zu beantragen. Dazu müssen Sie Ihren Pflegegrad feststellen lassen.
Krankenhausvermeidungspflege
Manchmal verordnet ein Mediziner die Behandlungspflege, wenn sich durch die medizinische Versorgung zuhause ein Krankenhausaufenthalt vermeiden oder verkürzen lässt. In diesem Fall spricht man von Krankenhausvermeidungspflege. Diese ist bis zu vier Wochen möglich.
Sicherungspflege
Bei einigen Erkrankungen benötigen Patienten oft über einen sehr langen Zeitraum oder sogar auf unbestimmte Zeit Behandlungspflege. Das kann auch notwendig sein, damit eine geheilte Krankheit nicht wieder ausbricht oder sich eine bestehende Erkrankung nicht verschlimmert.
In diesen Fällen spricht man von Sicherungspflege. Die Sicherungspflege kann auf ärztliche Anordnung unbefristet erteilt werden und umfasst die gleichen Leistungen wie die befristete Behandlungspflege.
Wem steht die medizinische Behandlungspflege zu?
Die Vorrausetzung für die Behandlungspflege ist eine ärztliche Verordnung (Rezept). Sie können sich die Behandlungspflege verschreiben lassen, wenn Sie zum Beispiel wegen eines Unfalls oder wegen der Verschlimmerung einer Krankheit medizinisch versorgt werden müssen. Ein Pflegegrad ist nicht notwendig.
Die Behandlungspflege ist meist befristet (Ausnahme Sicherungspflege) und umschließt damit vor allen Maßnahmen, die nur vorübergehend notwendig sind. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Sie nach einer Operation medizinische Hilfe bei der Wundversorgung benötigen. Der Arzt entscheidet, ob die Behandlungspflege notwendig ist und stellt dann das Rezept aus.
Kostenübernahme, Eigenanteil und Belastungsgrenze
Wir sind spezialisiert auf
Versorgung chronischer & akuter Wunden
Welche Wunden zählen sofort zu den chronischen Wunden?
Dekubitus
Ein „Wundliegen“, das bei Personen, die sich kaum oder gar nicht mehr bewegen, entstehen kann.
Diabetischer Fuß
Wunde bei Diabetikern, die durch eine Störung der Blutversorgung in den Füßen und /oder in den Beinen entsteht.
Ulcus cruris
Wunde durch krankhafte Veränderungen der Beinvenen und/oder der Beinarterien.
Sekundäre Wundheilungsstörung
Störung im Heilungsprozess einer bestehenden Wunde (z. B. schlecht heilende Operationswunden, offene Tumore, Verbrennungswunden).
Dafür können wir sorgen:
- Hygienische und schmerzarme Verbandswechsel
- Einsatz von Wundtherapeutika und Wundauflagen nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und in enger Absprache mit Ihrem Arzt
- Maßnahmen zur Vermeidung von mechanischen Einwirkungen auf die Wunde und von Wundinfektionen
- Schmerzbehandlung durch ein angepasstes Schmerzmanagement mit unseren Schmerzexperten
- Förderung Ihrer Selbstständigkeit durch Informationen und Beratung, Vermittlungenzu Selbsthilfegruppen oder unterstützenden Dienstleistern
Welche Folgen können chronische Wunden haben?
Für Menschen mit chronischen Wunden entsteht ein Leidensdruck, weniger durch die Wunde selbst, als vielmehr durch Folgeerscheinungen.
Hierzu zählen zum Beispiel:
- Schmerzen
- Juckreiz
- Wundgeruch
- Immobilität/Bewegungseinschränkungen
- Abhängigkeit von anderen Menschen
Dies führt zu starken Einschränkungen der Lebensqualität und zu Schwierigkeiten in der Bewältigung des Alltags. Eine chronische Wunde wird daher meistens zu einer psychischen Belastung.
Kompressionstherapie
Die Kompressionstherapie ist eine medizinische Behandlungsmethode, bei der Druck auf bestimmte Körperbereiche ausgeübt wird, um den venösen Blutfluss zu unterstützen, Schwellungen zu reduzieren und die Heilung verschiedener Erkrankungen zu fördern. Sie wird häufig bei Problemen mit den Venen oder dem Lymphsystem eingesetzt.
Ziele der Kompressionstherapie
- Verbesserung des venösen Rückflusses: Unterstützung des Blutes, von den Beinen zurück zum Herzen zu fließen.
- Reduzierung von Schwellungen: Verringerung von Ödemen (Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe).
- Vorbeugung von Thrombosen: Verhindern, dass sich Blutgerinnsel bilden.
- Unterstützung bei der Heilung von venösen Ulzera: Förderung der Wundheilung bei chronischen Geschwüren.
Anwendungsbereiche
- Chronische Venenerkrankungen:
- Krampfadern (Varikose)
- Chronisch venöse Insuffizienz (CVI)
- Lymphödeme:
- Angeborene oder erworbene Lymphabflussstörungen.
- Thromboseprophylaxe:
- Vor allem bei Bettlägerigkeit oder nach Operationen.
- Sport und Prävention:
- Unterstützung der Regeneration nach sportlicher Aktivität.
Methoden der Kompressionstherapie
- Kompressionsstrümpfe:
- Medizinische Strümpfe in verschiedenen Druckklassen (von leicht bis stark).
- Bandagierung:
- Verwendung elastischer oder unelastischer Binden, um gezielt Druck auszuüben.
- Intermittierende pneumatische Kompression (IPK):
- Maschinelle Druckanwendung durch aufblasbare Manschetten.
Vorteile
- Nicht-invasiv und einfach anzuwenden.
- Kann langfristig Beschwerden lindern.
- Geringe Nebenwirkungen, wenn richtig angewendet.
Hinweise
- Die richtige Druckstärke und das passende Material sollten von einem Arzt oder Therapeuten ausgewählt werden.
- Kontraindikationen (z. B. arterielle Durchblutungsstörungen) müssen beachtet werden, um Komplikationen zu vermeiden.
Parenterale Ernährung
Die parenterale Ernährung ist eine medizinische Form der Nährstoffzufuhr, bei der die Nährstoffe direkt über den Blutkreislauf verabreicht werden, ohne den Verdauungstrakt zu nutzen. Sie wird eingesetzt, wenn der Magen-Darm-Trakt vorübergehend oder dauerhaft nicht in der Lage ist, Nahrung zu verarbeiten oder aufzunehmen.
Bestandteile der parenteralen Ernährung
Die Lösung, die intravenös verabreicht wird, enthält lebenswichtige Nährstoffe, darunter:
- Kohlenhydrate (z. B. Glukose) als Energiequelle.
- Aminosäuren (Bausteine von Proteinen) für den Muskel- und Gewebeaufbau.
- Fette (als Lipidemulsionen) zur Energieversorgung und für essentielle Fettsäuren.
- Vitamine und Spurenelemente für die Zellfunktionen.
- Mineralstoffe wie Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium.
- Wasser zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs.
Arten der parenteralen Ernährung
- Partielle parenterale Ernährung (PPE):
- Ergänzt die normale Ernährung oder enterale Ernährung (über eine Magensonde).
- Totale parenterale Ernährung (TPE):
- Deckt den gesamten Nährstoffbedarf des Patienten.
Indikationen (Anwendungsbereiche)
Die parenterale Ernährung wird eingesetzt, wenn der Verdauungstrakt nicht funktionsfähig ist oder umgangen werden muss, z. B. bei:
- Schweren Darmoperationen oder Darmverschluss.
- Chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn im akuten Schub.
- Schweren Infektionen oder Verbrennungen, wenn eine enterale Ernährung nicht ausreicht.
- Krebserkrankungen oder nach Chemotherapie.
- Patienten auf Intensivstationen mit schweren Traumata oder Sepsis.
Injektionen
Diese Pflege spielt eine zentrale Rolle in der medizinischen Versorgung von Patienten und umfasst verschiedene Aspekte, die sicherstellen, dass die Injektionen korrekt und sicher durchgeführt werden.
Injektionen können mit Schmerzen verbunden sein, besonders bei häufigem Gebrauch oder der Verabreichung von irritierenden Substanzen. Techniken wie das langsame Injizieren, das Verwenden von kleinen Nadeln oder die Anwendung von Lokalanästhetika können helfen, den Schmerz zu reduzieren.
Die Pflegekräfte, die Injektionen verabreichen, müssen entsprechend geschult und qualifiziert sein, um Fehler zu vermeiden und die Sicherheit des Patienten zu gewährleisten.
intensivierte Insulintherapie
Die intensivierte Insulintherapie (ICT), auch bekannt als Basal-Bolus-Therapie, ist eine flexible Form der Diabetesbehandlung, bei der Insulin so verabreicht wird, dass es den natürlichen Insulinbedarf des Körpers möglichst genau nachahmt. Sie wird vor allem bei Menschen mit Typ-1-Diabetes und manchmal bei Typ-2-Diabetes eingesetzt.
Grundprinzip der intensivierten Insulintherapie
Die Therapie unterscheidet zwischen zwei Arten von Insulinbedarf:
- Basalbedarf:
- Wird durch ein langwirkendes Insulin (Basalinsulin) gedeckt, das den Grundbedarf des Körpers zwischen den Mahlzeiten und über Nacht abdeckt.
- Ziel: Einen stabilen Blutzuckerspiegel unabhängig von Nahrungsaufnahme sicherstellen.
- Bolusbedarf:
- Wird durch ein kurzwirkendes oder schnellwirksames Insulin (Bolusinsulin) gedeckt, das zu den Mahlzeiten verabreicht wird.
- Ziel: Blutzuckeranstieg durch die Nahrung ausgleichen.
Wie funktioniert die ICT?
- Langwirkendes Insulin (Basalinsulin):
- Wird 1–2 Mal täglich gespritzt, meist morgens und/oder abends.
- Beispielfaktoren: Dauerhafte Deckung des Grundstoffwechsels.
- Schnellwirkendes Insulin (Bolusinsulin):
- Wird vor den Mahlzeiten entsprechend der Menge an Kohlenhydraten (KH) und dem aktuellen Blutzuckerwert gespritzt.
- Patienten berechnen hierfür die benötigte Dosis anhand individueller Faktoren, wie:
- Kohlenhydratfaktor (Menge Insulin pro Gramm Kohlenhydrate).
- Korrekturfaktor (Insulinmenge, um einen erhöhten Blutzuckerwert zu senken).
- Blutzuckerselbstkontrolle:
- Regelmäßige Messung des Blutzuckers vor und nach Mahlzeiten sowie vor dem Schlafengehen.
- Zielbereich des Blutzuckers wird individuell festgelegt.
Vorteile der ICT
- Flexibilität: Patienten können ihre Mahlzeiten und Aktivitäten individuell planen.
- Verbesserte Blutzuckerkontrolle: Reduziert das Risiko von Spätkomplikationen (z. B. Augenschäden, Nierenschäden).
- Selbstbestimmung: Fördert eigenverantwortlichen Umgang mit Diabetes.
Nachteile und Herausforderungen
- Erfordert Disziplin: Regelmäßige Blutzuckermessungen und genaue Berechnung der Insulindosis.
- Unterzuckerungsrisiko: Besonders bei Fehlern in der Berechnung oder ungeplanten körperlichen Aktivitäten.
- Schulungsbedarf: Patienten müssen umfangreich geschult werden, um die Therapie sicher und effektiv umzusetzen.
Für wen ist die ICT geeignet?
- Typ-1-Diabetes: Standardtherapie für Patienten, die eine präzise Insulinsteuerung benötigen.
- Typ-2-Diabetes: Selten, bei Patienten, die nicht ausreichend mit anderen Therapieformen behandelt werden können.
subcutane Infusion
oder zur Verabreichung bestimmter Medikamente verwendet, insbesondere wenn eine intravenöse (über die Vene) Zufuhr nicht notwendig oder nicht möglich ist.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
Die subkutane Infusion wird eingesetzt bei:
- Flüssigkeitszufuhr (Hydrierung):
- Bei Dehydration, besonders bei älteren oder chronisch kranken Patienten.
- In der Palliativmedizin, wenn orale Flüssigkeitszufuhr nicht ausreicht.
- Medikamentenverabreichung:
- Schmerzmittel (z. B. Morphin in der Palliativmedizin).
- Antiemetika (gegen Übelkeit und Erbrechen).
- Sedativa (Beruhigungsmittel).
- Alternative zur intravenösen Infusion:
- Wenn ein venöser Zugang schwer zugänglich ist oder nicht notwendig ist.
Durchführung
- Vorbereitung:
- Auswahl einer geeigneten Stelle: Häufig verwendet werden der Bauch, Oberschenkel, obere Brust oder der Bereich unter dem Schlüsselbein.
- Reinigung der Haut an der Einstichstelle.
- Infusionstechnik:
- Einlegen einer dünnen Kanüle (Butterfly-Kanüle) in das subkutane Gewebe.
- Fixierung der Kanüle mit Pflastern.
- Anschluss der Infusionsleitung an eine Flüssigkeits- oder Medikamentenlösung.
- Infusionslösungen:
- Meist isotonische Kochsalzlösung oder Ringer-Lösung.
- Volumen von 500–1.500 ml pro Tag, je nach Bedarf.
- Flussrate:
- Langsame Verabreichung, typischerweise 20–80 ml pro Stunde.
- Verwendung von Schwerkraftsystemen oder Infusionspumpen.
Vorteile der subkutanen Infusion
- Einfachheit: Keine Venenpunktion erforderlich.
- Schonend: Geringeres Risiko für Infektionen und Komplikationen im Vergleich zu intravenösen Infusionen.
- Mobilität: Patienten können sich während der Infusion bewegen.
- Anwendbar in der häuslichen Pflege: Kann von geschultem Pflegepersonal durchgeführt werden.
Nachteile und Risiken
- Ödeme: Flüssigkeitsansammlungen können an der Einstichstelle auftreten.
- Reizungen: Hautirritationen oder Rötungen um die Einstichstelle.
- Begrenzte Flüssigkeitsmengen: Für große Volumina ist eine intravenöse Infusion besser geeignet.
- Nicht geeignet: Bei bestimmten Zuständen wie Schock oder schweren Kreislaufproblemen.
Einsatz in der Palliativmedizin
Die subkutane Infusion spielt eine wichtige Rolle in der Palliativversorgung, da sie eine sanfte und effektive Methode ist, Patienten mit Flüssigkeit und Medikamenten zu versorgen, ohne sie unnötig zu belasten.